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15.09.2021

Diesen Satz müssen Kinder und Jugendliche immer wieder hören, können damit aber nicht viel anfangen. Dieses Zitat stammt von einem Philosophen aus dem antiken Rom (vor 2000 Jahren) und will uns sagen, dass der Schulunterricht auf das Leben vorbereiten soll. Dass wir für uns selbst lernen, um eine gute Zukunft zu haben. Doch kommt das auch so an bei den Kindern? Was braucht man für ein gutes Leben? Was muss man wissen und was nicht?Diesen Satz müssen Kinder und Jugendliche immer wieder hören, können damit aber nicht viel anfangen. Dieses Zitat stammt von einem Philosophen aus dem antiken Rom (vor 2000 Jahren) und will uns sagen, dass der Schulunterricht auf das Leben vorbereiten soll. Dass wir für uns selbst lernen, um eine gute Zukunft zu haben. Doch kommt das auch so an bei den Kindern? Was braucht man für ein gutes Leben? Was muss man wissen und was nicht?
Kinder lernen von der Geburt an die Welt kennen. Sie lernen kriechen, gehen, laufen, greifen, sprechen, laufen, Rad fahren, schwimmen, zeichnen, malen, lesen, schreiben und das mit Freude. Sie freuen sich auf die Schule. Ich habe einmal einer Gruppe von Mittelstufenlehrern erzählt, dass mein kleiner Sohn sich sehr auf die Schule freut. Die Antwort eines Lehrers war überraschend: „Die Freude wird ihm bald vergehen!“ Die anderen haben zustimmend gelacht. Und sie hatten Recht, bald war die Freude am Lernen eher gedämpft. Ich finde das sehr schade, weil ich glaube, dass man es besser machen kann. Sehen wir uns die Geschichte der Schulen einmal an: Schulen gibt es schon seit 6000 Jahren, lange konnten nur wohlhabende Familien ihre Kinder in die Schule schicken. Die Erziehungsmethoden waren oft äußerst brutal.  Noch einige unserer Eltern und Großeltern wurden in der Schule geschlagen. Heute ist Gewalt in der Schule verboten, aber Frontalunterricht ist immer noch üblich. Die Lehrerin steht vorne und hält einen Vortrag, die Kinder müssen zuhören und mitschreiben. Völlig vergessen wird, dass man sich nicht dauernd konzentrieren kann. Kein Erwachsener kann 50 Minuten konzentriert zuhören. Manchmal entsteht auch der Eindruck, es wird für die Noten gelernt. Einmal kurz etwas auswendig lernen, für die Prüfung am nächsten Tag, dann ist alles wieder vergessen. Ist das nicht sinnlose Zeitverschwendung? Ich kann mich an den Mathematikunterricht in meiner Schule noch gut erinnern. Ich habe ehrlich interessiert gefragt, wozu man eine bestimmte Rechnungsart brauchen könnte. Die Lehrerin konnte es mir nicht sagen.  Fest steht, dass ich zwar die Matura gemacht habe, aber nicht gelernt habe, was ein Steuerausgleich ist und wie man einen Rechnungsbetrag überweist. Ich habe auch nicht gelernt, wie man ein Bewerbungsschreiben für einen Job verfasst. (Das wird heute in den meisten Schulen gelehrt.)
Jeder weiss, dass Kinder neugierig sind und die Welt erkunden wollen. Durch einen interessant gestalteten Unterricht und vielfältige Lernformate könnte die Freude am Wissenserwerb erhalten bleiben. Dazu muss man aber auf jedes Kind individuell eingehen. Dafür braucht man mehr und gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. In Wien gab und gibt es immer wieder tolle Schulprojekte, die modernes, freudvolles und kindgerechtes Lernen ermöglichen. Ziel muss sein, die erfolgreichen Schulprojekte zum neuen Standard zu machen. Dazu brauchen wir mehr Personal und mehr Geld für moderne Unterrichtsmaterialien. Wir müssen die Kinder befähigen, sich in der digitalen Welt nicht nur auszukennen, sondern sich auch vor den Fallgruben wie irrtümliches Abonnieren von teuren Apps oder Gefahren wie Cybermobbing oder sexuellen Übergriffen zu schützen. Schule heißt auch soziales Lernen, das Miteinander auskommen, Zusammenarbeit und auch streiten und wieder versöhnen wird geübt. Man sammelt Erfahrungen, die man später im Leben brauchen wird. 
Schule sollte viel mehr Demokratie lehren und leben. Die Balance zwischen Eigeninteressen und Rücksichtnahme auf andere sollte das Ziel für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben sein.

Köşe Yazarları | Autoren
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