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17.03.2021

Wer jung und gesund ist, denkt nicht ans Sterben. Das ist auch gut so. Wenn man älter wird und immer wieder Familienangehörige oder Freunde schwer krank werden, beginnt das Nachdenken über die eigene Endlichkeit: „Werde ich auch einmal sehr krank sein? Werde ich starke Schmerzen haben? Werde ich Hilfe im Alltag brauchen? Wird das Leben im Alter für mich erträglich sein?“Wer jung und gesund ist, denkt nicht ans Sterben. Das ist auch gut so. Wenn man älter wird und immer wieder Familienangehörige oder Freunde schwer krank werden, beginnt das Nachdenken über die eigene Endlichkeit: „Werde ich auch einmal sehr krank sein? Werde ich starke Schmerzen haben? Werde ich Hilfe im Alltag brauchen? Wird das Leben im Alter für mich erträglich sein?“
Ich habe den Eindruck, dass das Thema „Sterben“ ein Tabuthema ist, über das am ehesten bei Begräbnissen gesprochen wird. Vielen fällt dazu ein, dass sie am liebsten irgendwann plötzlich „tot umfallen“ würden, weil das am angenehmsten sei. Wer so etwas sagt, denkt nicht an die Familie oder an die Freunde, die nicht mehr Abschied nehmen könnten.
Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, einmal pflegebedürftig zu sein. Manche sagen, dass sie dann nicht mehr leben wollten. Dass sie sich dann selbst töten würden oder jemanden bitten würden, ihnen dabei zu helfen. Das ist in den meisten Ländern verboten. In 4 Ländern ist die Sterbehilfe erlaubt: Niederlande, Belgien, Schweiz und Luxemburg.
Doch in vielen Ländern haben sich Schwerkranke zusammengeschlossen und sind vor Gericht gegangen, um das Sterbehilfeverbot aufzuheben. Leider gab es Ende 2020 in Österreich ein Höchstgerichtsurteil, das in Zukunft die Hilfe zur Selbsttötung prinzipiell erlaubt. Die Richter verweisen auf das Recht, menschenwürdig zu sterben. Bis 2022 muss nun ein Gesetz gemacht werden, das den Umgang mit Sterbehilfe regelt.
Ich arbeite seit vielen Jahren in einem Krankenhaus, wir behandeln dort Menschen mit Krebserkrankungen. Da sind Verzweiflung, Schmerzen, und Angst vor dem Sterben an der Tagesordnung. Durch moderne Therapien kann vielen Kranken geholfen werden, manche werden wieder ganz gesund. Bei einigen PatientInnen helfen die Therapien irgendwann gar nicht mehr. Die Erkrankung breitet sich aus und der betroffene Mensch wird sterben. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Palliativmedizin.
Ich wurde in diesen vielen Jahren nur einige wenige Male mit dem Thema Sterbehilfe konfrontiert.
„Frau Doktor, bitte geben sie mir eine Spritze, dass ich sterben kann, weil ich halte das nicht mehr aus!“ Dieser Patient hatte nach seiner ersten Chemotherapie mehrere Nebenwirkungen gleichzeitig, außerdem haben seine Nieren nicht mehr richtig gearbeitet, sodass er drei Mal pro Woche zur Blutwäsche musste. Ich habe gesagt, dass ich als Ärztin nicht zum töten da bin, sonder zum helfen.
Und dass es viele Möglichkeiten der Hilfe gibt und dass er aus dieser Situation wieder herauskommen wird. Gott sei Dank war es dann auch so, und dieser Mann hat noch einige sehr gute Jahre mit seiner Familie verbracht.
Das Beispiel zeigt, dass in Wirklichkeit nicht der Wunsch nach dem Tod im Vordergrund steht sondern der Wunsch nach Befreiung von Schmerzen, Übelkeit, Atemnot, Angst, Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit...
Und genau das macht die Palliativmedizin. Im Mittelpunkt steht der schwerkranke Mensch, der keine Chance auf Heilung hat, mit dem Ziel, die verbleibende Lebenszeit qualitativ hochwertig zu verbringen. Das beinhaltet Medikamente zur Linderung und Lebensqualitätsverbesserung, gutes und verträgliches Essen, psychosoziale Betreuung und die Begleitung des Patienten und seiner Angehörigen. Im Mittelpunkt steht der kranke Mensch und seine Wünsche.
Mir hat einmal eine Dame nach dem Tod ihres Mannes gesagt, dass sie durch die Palliativbegleitung die wunderbarsten Gespräche mit ihrem Mann führen konnte und sie diese Zeit als sehr kostbar für beide empfunden hat. Dass dadurch ihr Mann in Frieden einschlafen konnte.
In der Schweiz gibt es Vereine, die Sterbehilfe betreiben. Da werden 10 000 Euro und mehr abkassiert. Hier wird Profit gemacht mit verzweifelten Menschen.
Ich bin auch der Meinung, dass die Legalisierung von Sterbehilfe dazu führen wird, dass alte Menschen unter Druck kommen, weil sie ihren Kindern nicht zur Last fallen wollen. Diesen Gedanken halte ich für unerträglich.
Ich bin überzeugt, dass ein flächendeckendes Angebot an palliativmedizinischen Einrichtungen und palliativer Betreuung zu Hause die Wünsche nach Sterbehilfe stark reduzieren würde.
In Wien gibt es ausgezeichnete Palliativstationen im Bereich der Wiener Spitäler. Damit wir allen Menschen diese Betreuung anbieten können, muss es auch in den Pflegeeinrichtungen und für zu Hause mehr Angebote geben. Daran wird bereits intensiv gearbeitet.

Köşe Yazarları | Autoren
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